Der erste Schritt für Veränderung

Peter Wurth Psychotherapeut

Viele Menschen kommen zu mir in die Praxis, weil sie einen Veränderungswunsch haben. Sie merken, dass irgendetwas in ihrem Leben nicht so funktioniert, wie sie es gerne hätten und nehmen allen Mut zusammen, um sich zu verändern. Dies ist eine bewundernswerte Entscheidung, die ich zutiefst respektiere.

„Veränderung findet statt, wenn du den Mut hast zu sein, wer du bist.“

Das interessante daran ist, dass nachhaltige Veränderung nicht etwas ist, was man tun kann. Wirkliche, tiefe Veränderung ist viel mehr ein Nebeneffekt, der passiert, wenn eine wichtige Grundvoraussetzung dafür geschaffen wird. Diese Grundvoraussetzung mag paradox klingen, ist aber unglaublich kraftvoll. Der Gestalttherapeut Arnold Beisser hat gesagt, dass wirkliche Veränderung erst dann stattfinden kann, wenn wir den Mut haben, der oder die zu sein, die wir bereits jetzt sind. Durch die scheinbare Widersprüchlichkeit dieser Aussage hat Beisser diese Theorie die „Paradoxe Theorie der Veränderung“ genannt.

Er geht davon aus, dass es diese Akzeptanz braucht, um jene Kräfte freizusetzen, die für nachhaltige Veränderung notwendig sind. Unser „anders sein wollen“ blockiert uns oftmals so stark, dass ein großer Teil unserer Lebensenergie in das „Wollen“ hineinfließt und für die wirklich Veränderung keine Kraft mehr vorhanden ist. Es blockiert den Fluss des „organismischen“ Wachstums, welches uns dabei hilft, uns weiterzuentwickeln. Organismisches Wachstum findet dann statt, wenn wir in gutem Kontakt mit unserer Erfahrung sind. Das bedeutet, unsere Umwelt so wahrzunehmen und zu akzeptieren, wie sie im Moment ist.

Was heißt das für die therapeutische Praxis?

Eine der grundlegendsten Aufgaben von mir als Gestalttherapeut ist, dich so zu akzeptieren, wie du gerade bist. Ich sehe und nehme dich genau so an, wie du mir im Moment gegenübersitzt. Mit deinen Wünschen, deinen Ängsten, deinen Zielen und deinen Veränderungsimpulsen. Das bedeutet nicht, dass ich mit dir immer einer Meinung sein muss. Ganz im Gegenteil. Oftmals ist es ein effektiver Weg der Kontaktvermeidung, jemanden immer zuzustimmen. Nein, es bedeutet vielmehr, unser Anderssein anzuerkennen und zu respektieren. Durch meine Akzeptanz lade ich dich ein, es mir gleich zu tun und dich und die Situation so an- und wahrzunehmen, wie sie gerade ist. Wie fühlst du dich gerade? Was erlebst du gerade? Wie geht es dir mit mir? Wie fühlt sich dein Körper an? Was denkst du gerade? All dies sind Fragen, die uns ins Hier-und-Jetzt führen und damit zu uns selbst. Dieser Kontakt mit unserem Inneren öffnet neue Türen, legt Ressourcen frei, berührt uns und lässt uns, oftmals verändert und erfrischt, aus der Praxis hinaus in ein neues Leben gehen.

peter
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